Ostküste 2016

Durch’s Hochland nach Andasibe

Ambatolampy
Ambatolampy

Ich habe sehr gut geschlafen. Kaum Stechmücken, ein einigermaßen gutes Bett und die kühle Luft des Hochlandes haben sicher dazu beigetragen. Ein Moskito-Netz wäre eh nicht da gewesen. Zum Frühstück bringt uns der Bus zu einer kleinen Bäckerei und Konditorei, Mirana. Hinter halbhohen Glasscheiben liegen frische, duftende Croissants, große Pain au chocolat (Schokocroissants), verschiedene Kuchen und andere Leckereien aus. Auch meine geliebten Zitronentörtchen gibt es. Es duftet nach frischen Croissants, und gerade bringt eine Frau in Schürze ein ganzes Blech voller frischer Backwaren nach vorne.

Wir setzen uns auf die überdachte Terrasse im ersten Stock, und sofort kommt ein Kellner geeilt, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Bei den besten Pain au chocolat in ganz Antsirabe und echter heißer Schokolade kann der Morgen nur gut beginnen. Vielleicht hab ich ein ganz bisschen zuviel bestellt. Wer hätte auch ahnen können, dass ein einzelnes Schokocroissant so groß ist wie mein ganzer Teller? Ich glaube, zum Mittagessen brauche ich heute gar nichts mehr.

Ambatolampy

Wir brechen auf. Heute wollen wir nicht nur bis zur Hauptstadt fahren, sondern noch ins östliche Hochland, in die Regenwälder von Andasibe. Als wir Antsirabe verlassen, begrüßen uns schon die gelb leuchtenden Reisfelder zu beiden Seiten der Straße. Langsam werden sie zum gewohnten Anblick. Drei Fahrradfahrer überholen wir nach und nach. Alle drei transportieren Unmengen Schuhe auf ihren Gepäckträgern, die sich bis weit über ihre Köpfe auftürmen und sicher dreimal so breit wie Fahrrad und Fahrer selbst sind. Ein Schuhverkäufer-Triple?

An mehreren großen Gemüseständen an der Straße wird angehalten. Dimby kauft einen Rettich, der anschließend im Bus fröhlich hin- und herrollt. Außerdem gibt es an den Ständen in Stufen aufgeschichtet Äpfel, Christophines, Kartoffeln und eine ganze Menge Karotten. Alles ist fein säuberlich auf umgedrehte Bastkörbe drapiert. Eine Frau bietet uns Erdnüsse aus einem Bastkorb an, die sie mittels einer alten Blechdose abmisst. Leider sind die Erdnüsse aber noch roh – geröstete würde ich durchaus nehmen.

Hochland

Schließlich erreichen wir Ambatolampy, eine kleine Stadt etwa 80 km vor Antananarivo. Hier besichtigen wir die Alufabrik, in den wir auch letztes Jahr waren. Sauberer oder ungefährlicher ist die nicht geworden. Ich schaue lieber den Markt nebenan näher an, der klein, aber vollgestopft mit Menschen und Reissäcken, Gemüse und Enten ist. Martin schaut derweil auf dem Pétanque-Platz gegenüber vorbei, wo etliche Gruppen Kugeln werfen. Pétanque ist eine Art Landessport auf Madagaskar, und wird fast überall auf der Insel gespielt. Wir spazieren langsam über den lehmigen Weg zum Bus zurück. Ein Metzger in einem steinernen Häuschen lässt uns gerne einige Fotos schießen. Um seine Fleischauslage schwirren bei 26°C die Fliegen. Ein Strommast nebenan wird offenbar von etlichen Leuten angezapft und hat abenteuerlich in alle Richtungen abgehende Kabel.

In Ambatolampy essen wir auch zu Mittag. Also, alle außer mir, ich hatte zu viel Frühstück. Im ersten Stock eines sehr einfachen Hauses gibt es Min Sao und Reis mit wahlweise Rind, Huhn oder Fisch. Die Toilette ist quasi auf dem Balkon, oder jedenfalls außen am Haus. Von dort kann man in einen betonierten Innenhof gucken, wo gerade zwei Frauen Rindermägen zerteilen, und abwechselnd in eine blaue und eine rote Plastikwanne schichten. Immerhin steht der übelriechende Pansen nicht auf der Speisekarte. Ich widme mich lieber den Getränken, da kann man nichts falsch machen. Dann setze ich mich auf die Stufen zwischen Restaurant und dem kleinen Parkplatz. Ein hutzeliger, kleiner, alter Mann mit schmutzigem Pullover und sehr wenigen Zähnen kommt angelaufen und bietet mir freundlich geschnittene, riesige Aloe-Blätter an. Er zeigt auch mit Gesten und wenigen Wörtern Malagasy, wofür man die Blätter benutzen kann. Kurz gefasst, Hautpflege. Leider brauche ich keine Aloen, und lehne dankend ab. Nicht nur ich finde den alten Mann aber sehr höflich und es schön, dass er nicht einfach bettelt, sondern etwas verkauft – auch wenn es „nur“ Aloe-Blätter sind. Tanala drückt ihm später einen großen Schein in die Hand, und der Mann bedankt sich sehr herzlich.

Im Dunkeln erreichen wir erst Andasibe. Der Weg war lang, den ganzen Tag sind wir gefahren und gefahren. Ich freue mich schon auf das Abendessen. Wir werden von den Hotelangestellten freudig begrüßt, und die Träger schleppen unser Gepäck zu den Bungalows.

Nach dem Essen wollen Tanala, Ines, Markus, Martin, Chrissi, Dimby und ich noch mal entlang der Straße nach Tieren Ausschau halten. Es ist relativ trocken, und so entdecken wir erstmal gar nichts. Bis im Schein der Taschenlampe ein Baby-Calumma brevicorne auftaucht, das auf einem dünnen Ast schläft. Etwas weiter die Straße entlang taucht ein Mausmaki auf, verschwindet aber wieder, als jemand zu nahe dran geht. Markus will schauen, wo der Mausmaki hin verschwunden ist, und wagt sich näher ans Gebüsch. Statt dem Lemuren findet er eine junge Sanzinia madagascariensis, die sich um einen Baumstamm geschlungen hat. Und was für eine hübsche! Später führt uns der Weg wieder zurück zum Hotel. Im Restaurant ist alles schon dunkel, und so verabschieden auch wir uns bald in die Betten.

Sanzinia madagascariensis
Sanzinia madagascariensis

Veröffentlicht von Alex

Alex ist 35 Jahre alt, wohnt in der Nähe von Mainz und ist im echten Leben fernab des Urlaubs Tierarzt mit Faible für Reptilien. Sie fotografiert und reist gerne - so entstand auch dieser Blog. Nebenbei hält sie selbst Chamäleons zu Hause, schreibt an wissenschaftlichen Veröffentlichungen, betreibt ein kostenloses OnlineMagazin und erstellt Malbücher für madagassische Kinder.

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