Morgens ist der kleine, nagende Plagegeist wieder da. Oder nein, er war da. Dimbys Zahnpasta wurde angefressen und seine Hosentasche hat ein riesiges Loch. Es waren noch ein paar Kekskrümel darin, und die Hose hatte auf dem Tisch vor dem Zelt zum Trocknen gelegen. Dazu hat Dimby sich noch eine Erkältung angefangen. Heute ist wirklich nicht sein Tag.
Es herrscht Aufbruchsstimmung im Camp. Nach und nach werden die Getränke gezahlt, es wurden Strichlisten dafür geführt. Während des Frühstücks ergießt sich nochmal ein äußerst ergiebiger Regen über Nosy Mangabe. Die Bootsmänner haben bereits Badehosen an, und beladen das Boot im strömenden Nass. Sie stehen allerdings auch teils bis zur Brust im Wasser, da macht das Wasser von oben auch nichts mehr. Einer der Männer schöpft mit einem kleinen Eimer Regenwasser aus einem der Boote. Trinkgelder für Augustin, Marcel und die Bootsfahrer werden gesammelt. Die darauffolgende Kabary fällt wegen des Regens etwas knapper aus als sonst. Aber soviel darf gesagt werden: Marcels Trinkgeld ist reichlich, und er freut sich sehr darüber.
Die Anker werden eingezogen, die Motoren gestartet. Winkend verabschieden wir uns von Nosy Mangabe und halten auf Maroantsetra zu. Kurz vor der Einfahrt in den kleinen Hafen von Maroantsetra passieren wir zwei Taxibrousse-Boote. Sie sind beladen bis auf’s Dach, die Bootkante liegt nur knappe zwei Zentimeter über dem – glücklicherweise gerade ruhigen – Wasserspiegel. Reissäcke, Möbel, Bastkörbe, sogar Hühner stapeln sich auf den bereits von Menschen völlig überfüllten Booten. Wie man damit bis nach Tamatave kommen soll, ist mir absolut schleierhaft. Fünf Kilo mehr im Boot, und es säuft einfach ab. Die Bootsmänner schalten den Motor herunter, um keine zu großen Wellen zu machen. Am Hotelsteg legen die Boote an, mit dumpfen Geräuschen schlagen die Holzrelings aneinander. Die Reissäcke werden von Hand zu Hand bis zum Anleger gereicht.
Das Coco Beach hat gerade Wlan, und ich schreibe kurz über die schlechte Verbindung nach Hause. Dann hole ich meinen Fieldguide – eine selbst geupdatete Version mit allen seit 2007 beschriebenen neuen Arten – heraus und bestimmte die Frösche, die ich auf Nosy Mangabe fotografiert habe. Am Mittag kommt sogar die Sonne heraus und ein strahlend blauer Himmel spannt sich über die Stadt und den Fluss. Die Dusche im „Canelles“-Bungalow tut supergut. Eigentlich wollte ich danach nur ein ganz kurzes Nickerchen machen, aber daraus werden drei Stunden tiefer, ruhiger Schlaf. So darf das sein im Urlaub. Der restliche Tag hält wenig Neues bereit. Ich sortiere meine Reisetasche neu, und plane schonmal für Marojejy vor, was ich im Hotel lasse und was nicht. Der Fotorucksack hat auch eine Neusortierung verdient.