Norden 2013

Im Reich der Pantherchamäleons

Furcifer pardalis
Pantherchamäleon aus Ankaramibe

Was ich gestern Abend noch nicht wusste: Mit Schlafen ist bei 30,9°C und ohne Klimaanlage sowieso nicht viel. Die Luft ist so extrem stickig, dass ich gegen drei Uhr nachts irgendwann das Fenster aufreiße, weil es einfach nicht aushaltbar ist in der Hitze. Das hat zur Folge, dass eine Million Stechmücken dem leckeren Geruch von Mensch folgen. Ich verbringe die nächsten zwei Stunden damit, mit Antibrumm, dem Ventilator, den Stechmücken und der Hitze zu kämpfen. Um fünf gebe ich auf, zieh meine Klamotten an und setz mich auf die kleine Veranda. Hier ist wenigstens die Luft gut und hell wird es auch schon. Zwei Stunden später trudeln dann endlich auch die übrigen Leute ein bzw. werden nach und nach wach. Bis es Frühstück gibt, dauert es auch nochmal ewig. Aber Geduld zahlt sich auf Madagaskar aus.

Gegen neun Uhr brechen wir auf nach Ankaramy. Auf zu den Pantherchamäleons! Wobei Ankaramy der Fluss ist, das Dorf selbst heißt Ankaramibe, was soviel wie „großes Ankaramy“ bedeutet. In Ankaramibe setzen uns die Jungs hinter dem Ortsschild ab und wir schlendern einmal durchs Dorf. Mitten im Dorf gibt es übrigens den nutzlosesten Zebrastreifen Madagaskars. Die Taxibrousse brettern völlig ungestört darüber, benutzen tut ihn auch keiner – aber es gibt ihn. Wofür und wer den gemalt hat, das kann mir drumherum auch keiner erklären. Natürlich finden wir auch Furcifer pardalis, die „pink panther“ – wobei, pink sind die nicht, vielmehr ein schmutziges rot. Aber hübsch!  In einem Restaurant im ersten Stock gibt’s einen Liter Cola und THB. Man geht durch das Erdgeschoss in eine Art Halle, wo es muffig riecht. Rechts führt eine nackte kleine Betontreppe ohne Geländer in den ersten Stock. Wir pflanzen uns auf die überdachte Terrasse. Tanala sitzt gleich auf drei Plastikstühlen gleichzeitig, weil alle ein bisschen kaputt sind und zusammen gerade noch halten. Lustigerweise finden sich auf der Terrasse auch eine uralte Stereoanlage und ein ähnlich alter Röhrenfernseher, Stromkabel gibt es aber keine.  Ob da irgendwas von funktioniert, wer weiß?

Von Ankaramibe geht es nach Djangoa. Die Landschaft erinnert mich wieder eher an Regenwald, alles sehr buschig, dicht bewachsen und grün. Jeder zweite Baum ist ein Mangobaum. Auch hier suchen und finden wir am Straßenrand Pantherchamäleons, tolle Tiere. Weiter geht es nach Ambanja, eine langgezogene größere Stadt, die mit 20.000 Einwohnern deutlich mehr Einwohner hat, als man beim Durchfahren vermuten würde. Aber anscheinend zählen die Hütten und Dörfchen drumherum extrem viele Einwohner. Ambanja ist letztlich riesig und Chaos und Dreck pur.  Entlang der Straße um Beramanja finden wir neben Chamäleons auch einen hübschen gepunkteten Frosch, den niemand so richtig einer existierenden Art zuordnen kann.  Vielleicht steht die auch einfach noch nicht im Fieldguide. Oder ist noch überhaupt nicht beschrieben. Das kommt auf der Insel ja öfter vor.

Danach geht es nach Ankify und als wir um eine kleine Kurve fahren, sehe ich plötzlich das Meer. Endlich! Strahlend blau-türkis liegt es in wenigen hundert Meter Entfernung, ein weißer Strand, von Palmen gesäumt.  Schon wieder Paradies. Wir landen im Baobab-Hotel. Das Hauptgebäude steht etwas erhöht, die Bungalows sind drumherum angeordnet und echt luxuriös. Runde Häuser aus Stein mit dem üblichen Dach, einem großen Bett in der Mitte und einem abgetrennten weiß gefliesten Badbereich. Erstmal zieh ich die Schuhe aus und noch bevor die Jungs das Gepäck abgeladen haben, lauf ich eine Runde am Strand spazieren und streck die Füße ins badewannenwarme Wasser.  Ein bisschen später muss ich noch mein Gepäck suchen, es war heute morgen in den Kofferraum eines anderen Landcruisers geräumt worden, weil einer der Jungs noch Ibuprofen gebraucht hatte. Aber kein Problem, findet sich alles schnell und unkompliziert. Bevor ich ins Meer hupfen kann, steht noch kurz Essen bestellen für den Abend an. Man braucht auf Madagaskar ja ab und zu etwas länger zum Kochen. Dann aber… das Meer ist warm, man treibt wegen des Salzgehaltes immer an der Oberfläche ohne einen Finger zu rühren, der Himmel ist blau (okay, ein paar kleine Wolken), Nosy Komba und Nosy Faly sind in Sichtweite (Nosy Be ignorier ich mal).

Straße nach Ankify
Straße nach Ankify

Abends treffen wir uns im Restaurant, die Treppe hoch und an den gemütlichen Sesseln vorbei. Es gibt Fischspieße mit Reis. Eigentlich mag ich gar keinen Fisch, aber der schmeckt echt gut!  Und danach gibt es wie immer THB…und noch mehr THB… plötzlich taucht eine Gruppe von Sakalava auf. Sie kommen aus dem Dorf und verdienen mit Tänzen und Gesang ein bisschen Geld, wollen den komischen Weißen aber auch ihre Kultur etwas näher bringen. Der Salegy ist ein ziemlich abgefahrener Tanz mit jeder Menge Arschwackeln und enorm Muskel beanspruchender Akrobatik.  Also ich könnte das jedenfalls nicht. Später fall ich ins Bett und schlafe direkt ein.

Veröffentlicht von Alex

Alex ist 35 Jahre alt, wohnt in der Nähe von Mainz und ist im echten Leben fernab des Urlaubs Tierarzt mit Faible für Reptilien. Sie fotografiert und reist gerne - so entstand auch dieser Blog. Nebenbei hält sie selbst Chamäleons zu Hause, schreibt an wissenschaftlichen Veröffentlichungen, betreibt ein kostenloses OnlineMagazin und erstellt Malbücher für madagassische Kinder.

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